Home

Jubiläumsveranstaltung 30 Jahre Wiener ARGE

Am Mittwoch, dem 13. November 2013 feierte die WIENER ARBElTSGEMEINSCHAFT FÜR VOLKSGRUPPENFRAGEN – VOLKSGRUPPENINSTITUT ihr 30-jähriges Bestandsjubiläum in den Räumlichkeiten des „Zentralverbands Ungarischer Vereine und Organisationen in Österreich“. Neben Albert F. Reiterer, der über „Nationalität – Volksgruppe – ethnische Minderheit?“ referierte, sprach der Wiener Schriftsteller Andreas P. Pittler, der in seinen Kriminalromanen die in Wien gelebte Vielfalt widerspiegelt. Im Rahmen der Veranstaltung wurde die neu konzipierte Homepage vorgestellt.
Die Präsidentin der Nationalrates Barbara Prammer sowie der Vizekanzler und Bundesminister a.D. Erhard Busek übermittelten Glückwünsche bzw. Grußworte.

Übersicht der Beiträge:
Albert F. REITERER
1983-2013: Nationalität – Volksgruppe – ethnische Minderheit?
"Von der Realität zum Diskurs und zurück"
Ernő DEÁK und Richard BASLER
Die Tätigkeit der ARGE – Rückblick und Vorschau
Heinz TICHY und Ernő DEÁK
Wer die ARGE mitgestaltet  hat
Andreas P. PITTLER
Wiener Vielfalt als Normalität – Romanfiguren als Spiegelbilder

Folklorismus - kein Ersatz für Volksgruppenpolitik
Albert F. Reiterer stellt in seinem Beitrag die These auf, dass „in der Spät- und Postmoderne mit dem Pathos des Nationalen weitgehend auch der Wunsch nach selbstbestimmtem Leben verloren ging.“ Das lässt sich am Wandel der Begrifflichkeit von der Nationalität über die Volksgruppe bis zur ethnischen Minderheit nachverfolgen. „Wenn aber an die Stelle des nationalen Pathos nicht ein besser den sozialen und persönlichen Anliegen entsprechendes Moment tritt, geht auch das Moment der persönlichen Autonomie und des guten Lebens verloren“, so Reiterer weiter. Das heißt: „Folklorismus ist kein Ersatz für Politik.
Für Reiterer sind die sogenannten alten Minderheiten auch keine sozialen Minderheiten mehr. Aus seiner Sicht "bleiben sie aber offenbar durch ihre reine Existenz ein Stachel im Fleisch vieler aus der Mehrheit. "Wie kommt sonst ein Spitzenbeamter aus dem BKA zur Aussage, die Volksgruppen auf Vereins-Niveau herabbrechen zu wollen?"
Weiters vermisst Reiterer auch Kritik an den Volksgruppen-Funktionären, „ein wenig Reflexion und Selbstkritik würde ihnen nicht schaden“.

Wienerin mit türkischem Migrationshintergrund
Krimiautor Andreas P.Pittler verwendet in seinen Büchern den Wiener Dialekt und die unterschiedlichen Facetten dieses lokalen Idioms. Zwei Leseproben, in denen vorwiegend typische tschechische Namen vorkommen, bestätigen dies eindrucksvoll. Auch Pittler sieht die fehlende Notwendigkeit zum Gebrauch der Volksgruppensprache als eine Bedrohung für die Sprache. Um tatsächliche Bedürfnisse zu stillen, wird im alltäglichen Gebrauch die deutsche Sprache verwendet. Zum Unterschied dazu erwähnt Pittler die mehrsprachigen Formulare (türkisch, polnisch, BKS) in Wiener Krankenhäusern oder auf Wiener Ämtern. Hier ist der Bedarf vorhanden, hier werden die Sprachen verwendet.
Eine Hauptfigur in Pittlers „Bronstein-Pentalogie“ (1913 bis 1938) ist Polizeioffizier David Bronstein, der einer assimilierten jüdischen Familie entstammt. Sein Mitarbeiter tschechischer Abstammung heißt Cerny. Würden die Handlungen heute spielen, wäre Pittlers Meinung nach eine charakteristische Romanfigur eine Wienerin mit türkischem Migrationshintergrund. Pittlers sechster Bronstein Krimi erscheint im Jänner 2014.

Entstehung und Tätigkeiten der ARGE
Der Inhalt der Beiträge über die Entstehung und Tätigkeit der ARGE (Heinz Tichy, Ernő Deák und Richard Basler) finden Sie unter diesem Link. ˙
[ARGE Entstehung und Tätigkeit]