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Die Bilanz der ersten 20 Jahre war und ist Ansporn für die weitere Arbeit!

Mit ihren alle zwei Jahre stattfindenden, jeweils von mindestens 60 bis über 100 (1991 etwa rd. 170) Teilnehmern besuchten Symposien, mit ihren durchschnittlich 1-2mäl jährlichen Vortrags- und Diskussionsabenden und mit ihrer sonstigen Informationstätigkeit (z. B. Infor­mationsständen im „Böhmischen Prater“) dürfte die ARGE in den 20 Jahren insgesamt einige tausend Menschen direkt angesprochen haben. Hinzu kommt als Multiplikator noch die z. T. recht ausführliche Berichterstattung über die ARGE in Rundfunk und Presse.

Diese Tätigkeit entspricht dem Vereinszweck, der neben dem schon im vorhergehenden Chronikteil genannten kulturgeschichtlichen Aspekt und dem anzustrebenden notwendigen Miteinander, sowohl zwischen den Volksgruppen als auch zwischen Mehrheit und Minder­heit, in § 2 der Vereinsstatuten wie folgt umschrieben wird: Die ARGE „bezweckt die Behandlung aller Fragen, die die Volksgruppen in Österreich betreffen; besonders wird hiebei die Lage der in Wien und seiner näheren Umgebung lebenden ethnischen Gruppen zu berück­sichtigen sein. Auf fachlich-fundierter Basis sollen Bestandsaufnahmen und Lösungsvor­schläge, vornehmlich durch interethnisches Zusammenwirken, erarbeitet und gegebenenfalls an die Öffentlichkeit und an die Behörden herangetragen werden.“

Gemäß diesem Auftrag war die ARGE immer um eine ausgewogene, erforderlichenfalls auch wissenschaftlichen Ansprüchen genügende Information bemüht, nicht selten wurden auch Vertreter offizieller Stellen beigezogen. Dass bei der Diskussion über Volksgruppenthemen Emotionen mitspielen, ist selbstverständlich, es gibt aber über keine spektakulären Vorfälle zu berichten. Dies auch deshalb, weil schon bei der Auswahl der Redner darauf geachtet wurde, die ARGE nicht als Plattform für Politagitatoren und andere Karrieristen missbrauchen zu lassen. Eine konstruktive Volksgruppenarbeit setzt ein Klima des gegenseitigen Vertrauens voraus, das oft nur langfristig erreicht werden kann. Für die ARGE stand und steht daher nicht der massenmediale „Event“ im Vordergrund, sondern die mittel- bis langfristige, häufig über viele kleine Schritte erzielbare Verwirklichung ihrer Ideen und konkreten Vorhaben.

Aus der Liste der in den letzten Jahren behandelten Themen seien zwei immer wiederkeh­rende herausgehoben: Unterricht und Erziehung in den Volksgruppensprachen in Wien und die Fragen rund um die Erhebung der „Umgangssprache“ bei den alle zehn Jahre erfolgenden Volkszählungen. Standen bei den Volkszählungen anfangs Fragen betreffend die Gestaltung der Formulare – wo die ARGE einiges erreichen konnte –, die Definition des Begriffs „Um­gangssprache“ oder die Auswertung und Aussagekraft der erhobenen Daten im Vordergrund, so erhalten nunmehr finanzielle Aspekte, die die zukünftige Erhebung sprachlicher Merkmale überhaupt in Frage stellen, großes Gewicht. Noch weit komplexere Fragen wirft der Sprach­unterricht in Wien auf, wo nicht nur eine Vielzahl von Modellen zur Debatte steht, sondern auch die rechtliche (und damit auch die finanzielle) Ausgangssituation für diesen Unterricht viel ungünstiger ist als für das – bereits weit entwickelte – Volksgruppenschulwesen im Bur­genland und in Kärnten.

Die in mehreren Bereichen festzustellende Schlechterbehandlung der Volksgruppen in Wien, gemessen an Kärnten und dem Burgenland, ist selbst in jüngster Vergangenheit neuerlich bestätigt worden: So wurden 2001 anlässlich der Ratifikation der Europäischen Charta der Regional- oder Minderheitensprachen durch Österreich als die für das Gebiet von Wien von der Charta erfassten, d. h. zu schützenden und zu pflegenden Volksgruppensprachen zwar alle sonst in Betracht kommenden Sprachen offiziell angegeben, nicht aber – trotz Vorliegens aller Voraussetzungen – die burgenländisch-kroatische Sprache. Eine derartige, sachlich nicht gerechtfertigte Ungleichbehandlung von Volksgruppen(sprachen) kann Misstrauen und Diffe­renzen zwischen den Gruppen hervorrufen und muss daher mit einem gemeinsamen Auftreten aller in Betracht kommenden Gruppen beantwortet werden. Die ARGE mit ihrem Vorstand, in dem nach Möglichkeit alle Volksgruppen vertreten sein sollen – derzeit fehlt nur ein Ver­treter der Roma –, bietet dafür eine gute organisatorische Basis.

Zu den hier beispielhaft genannten Themen kommen eine große Zahl weiterer, die die ARGE verfolgt und weiterhin verfolgen wird. Ein Verein mit einer Mitgliederzahl von durchschnittlich etwa 50, der in 20 Jahren nur selten von Sponsoren aus der Wirtschaft unterstützt wurde, kennt aber auch seine Grenzen. Die Grundlage der Erfolge sind der Idealismus und der Einsatz der Ver­einsmitglieder und insbesondere der Vereinsorgane; ohne sie geht nichts. Finanziellen Gewinn kann die Mitarbeit in der ARGE nicht bieten, wohl aber das Gefühl, gemeinsam mit anderen, im Team, einem guten Zweck zu dienen.