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Offener Brief - Kein Integrationsbedarf für Volksgruppen

Sehr geehrter Herr Bundeskanzler Sebastian Kurz,
sehr geehrte Frau Bundesministerin MMag. Dr. Susanne Raab,

vor einigen Tagen wurden die Bundesministerinnen und Bundesminister entsprechend dem novellierten Bundesministeriengesetz angelobt. Im Grunde ein Formalakt, wie es den Medien zu entnehmen war.

Für uns als Angehörige der in Österreich anerkannten Volksgruppen stößt diese so entstandene neue Realität – Volksgruppenagenden fallen nun in das Ressort der Bundesministerin für Integration – aber auf großes Unverständnis. Dies umso mehr, weil wir seit Jahrhunderten in Österreich verwurzelt sind und uns mit der Republik Österreich identifizieren.

Wir als Volksgruppenangehörige fühlen uns sehr irritiert. Sollen Österreichs Volksgruppen ab nun ein Thema der Integration sein? Die Volksgruppen leisten ihren Beitrag zur eigenen gedeihlichen Entwicklung und dem friedlichen Miteinander aller Österreicherinnen und Österreicher. Die Symbolik, die durch diese Ressortverschiebung entstanden ist, lässt einen gegenteiligen Anschein entstehen, nämlich als außenstehender Teil der Gesamtbevölkerung wahrgenommen zu werden.

Sehr geehrter Herr Bundeskanzler, sehr geehrte Frau Bundesministerin, für die Wiener Arbeitsgemeinschaft für Volksgruppenfragen – Volksgruppeninstitut ist es mehr als ein Formalakt oder eine symbolische Geste!

Wir appellieren an Sie dringend, im tagespolitischen Geschehen auf allen Ebenen klarzustellen, dass Österreichs Volksgruppen ein selbstverständlicher Bestandteil der Gesamtbevölkerung sind, deren Erhalt und Weiterentwicklung zu fördern und zu unterstützen ist.

Ein Integrationsbedarf – in welcher Form auch immer – besteht jedenfalls nicht.

 

Ing. Stefan Pauer, MSc


Nachrichtlich an:
Bundespräsidenten Dr.  Alexander Van der Bellen
Klubobleute der Parlamentsparteien ÖVP, SPÖ, Grüne, Neos
Volksgruppensprecher/innen der Parlamentsparteien ÖVP, SPÖ, Grüne, Neos